Wie kann beim Grünlandschnitt der Verlust an biologischer Vielfalt möglichst gering gehalten werden ohne großen Mehraufwand zu betreiben?
Jeder Grünlandschnitt verändert die Lebensbedingungen der Wiesenbewohner auf einen Schlag dramatisch. Schon der Mähvorgang selbst wird insbesondere Insekten, Fröschen, Nagetieren, Jungtieren von Kleinsäugern und bodenbrütenden Vögeln oft zum Verhängnis. Sie können nicht schnell und über große Entfernungen vor dem Mähwerk fliehen. Aber auch die Pflanzenzusammensetzung und -vielfalt hängt stark von der Art der Mahd ab. Ein*e Landwirt*in hat hier großen Einfluss auf den Erhalt der Artenvielfalt des Grünlandes. Denn vieles hängt davon ab, wann, womit, wie und wie oft sie*er mäht. Eine Kombination der im Folgenden vorgestellten Maßnahmen ist dabei oft sinnvoll.
bei kühlem, bedecktem Wetter oder in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden > Insekten sind dann nicht so aktiv und bleiben verschont
außerhalb der Brutzeiten von bodenbrütenden Wiesenvögeln
erste Mahd spät im Jahr (nach dem 15. Juni) mit einer Bearbeitungspause von mind. 8 Wochen zwischen zwei Schnitten > Wiesenpflanzen können blühen und ihre Samen verbreiten, Wiesenvögeln die wird die Brut ermöglicht
Verzicht auf Mähaufbereiter, die das Mahdgut nach dem Schnitt knicken oder quetschen > hier ist die Verlustrate an Insekten und Kleintieren am größten (auf blühenden Wiesen bis über 80 %)
Nutzung von Doppelmesser-Mähwerken, wie dem Balkenmäher > diese Mähmaschinen sind sehr viel naturverträglicher als Rotationsmähwerke (Scheibenmäher, Trommelmäher)
> viel geringere tierische Verlustraten
> besonders sinnvoll in artenreichem Feuchtgrünland oder blühendem Grünland mit reichem Insektenvorkommen
Mahd von innen nach außen > lässt Tieren Fluchtwege offen
Verzicht auf Silageproduktion > denn hier erfolgt der erste Schnitt früher im Jahr und geht sehr viel schneller vonstatten als die traditionelle Heugrasnutzung. Ein großer Teil insbesondere der Insekten, die die Mahd überleben wird in die Ballen eingepresst und geht dort zugrunde
Nicht die komplette Fläche auf einmal mähen
> insbesondere bei großen Flächen und in ausgeprägten Grünlandregionen sinnvoll
> erhält Fluchtrefugium, Rückzugsraum und Nahrungsquelle für eine Vielzahl von Insekten und Kleintieren
Belassen von Rückzugsstreifen oder -inseln
> als Ausweichflächen für Insekten und Kleintiere
> im Intensivgrünland insbesondere auf magereren, wenig produktiven Abschnitten, wo die Pflanzenbestände standfest sind (z.B. entlang von Wegen, Gräben oder an Böschungen)
Ein hoher Schnitt: mind. 8 cm, besser 14 cm über dem Boden
> erhält Rosettenpflanzen und sorgt für eine vielfältige Pflanzenartenzusammensetzung
> vermindert Brutverluste bodenbrütender Vögel und ermöglicht ihnen das Bauen neuer Nester direkt nach der Mahd in relativ hohem Gras
> sichert Tieren das Überleben, die sich nah am Boden aufhalten (u.a. Spinnen, Frösche, Kröten und Eidechsen)
> vor allem dort geeignet, wo Wiesenvögel brüten, sowie in der Nähe von Kleingewässern oder Steinhaufen, wo sich viele Amphibien oder Reptilien aufhalten
Magere, schwachwüchsige Standorte: 1-2 mal pro Jahr
wüchsigere Standorte: 2-3 mal pro Jahr
Mit zunehmender Nutzungsintensität erfolgt der erste Grünlandschnitt immer früher im Jahr und weitere folgen rasch. Dadurch sind mehr Schnitte innerhalb einer Vegetationsperiode möglich. Viele Pflanzen schaffen es dadurch aber nicht mehr, zu blühen und Samen zu werfen. Darüber hinaus können viele Kräuter den häufigen Verlust ihrer Blattmasse nicht ausgleichen. Die Arten können am Standort nicht bestehen. Die Wiesen werden artenärmer und einheitlicher. Gräser und Pflanzen mit Wurzelausläufern werden begünstigt. Insekten, die auf blühende Kräuter angewiesen sind, müssen sich neue Nahrungsquellen suchen. Dadurch kommen auch Tiere, die wiederum auf die Insekten angewiesen sind nicht mehr vor. Zudem wird es auch für Kleinsäuger und Vögel bei der großen Häufigkeit an Schnitten schwierig bis unmöglich, genügend Nahrung, Zeit und Deckung zu finden, um sich erfolgreich fortzupflanzen und ihre Jungen aufzuziehen.
Änderungen der Bewirtschaftungsintensität sollten jedoch nicht abrupt erfolgen, da sonst mit starken Verschlechterungen der Futterqualität und einer Verunkrautung der Fläche zu rechnen ist!
Zur optimalen Förderung der biologischen Vielfalt sollte die Maßnahme bestmöglich auf den jeweiligen Standort und auf die dort (potentiell) vorkommenden Arten abgestimmt sein. Fachkundige Naturschutzberater*innen unterstützen Sie dabei gern!
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