In Mitteleuropa geschah dies erst im 6. Jahrtausend v.Chr. Denn erst zu dieser Zeit begannen die Menschen in Mitteleuropa, sesshaft zu werden und ihre Nahrung selbst anzubauen, also Ackerbau zu betreiben. Die Äcker waren zunächst sehr naturnah, denn mit den damals verfügbaren Geräten war eine Bodenbearbeitung beschwerlich. Das Ziel der Bearbeitung war und ist es, offenen Boden zu schaffen, in dem die angebauten Kulturpflanzen gut keimen und wachsen können. Dabei war die Einsaat aber nicht gleichmäßig und das Saatgut ging nicht überall gleichermaßen gut auf. So bot sich ein idealer Lebensraum für einjährige Pflanzen, die ursprünglich nur in Steppen, an Flussrändern oder an Küsten und anderen vegetationsarmen Stellen vorkamen. Viele solcher Pflanzen, wie Klatschmohn und Kornblume, wanderten aus wärmeren Gebieten ein und blieben ständige Begleiter der Ackerfrüchte. Wo Blütenpflanzen sind, da sind auch Insekten, die ganz nebenbei die Feldfrüchte mit bestäuben. Und wo Insekten sind, da sind auch andere Tiere - Vögel, Nagetiere und viele mehr - die nach ihnen jagen oder selbst gejagt werden.
Daran änderte sich lange Zeit nicht viel. Im Gegenteil, die im Mittelalter eingeführte Dreifelderwirtschaft, bei der verschiedene Früchte im Wechsel angebaut wurden und immer ein Feld brach lag, das Tieren ungestörten Rückzugsraum ließ, bot noch bessere Bedingungen. Und was wäre der Acker ohne seinen Rand mit Wegen, Wegrainen, Hecken, Gebüschen, Lesesteinhaufen, wo die Vegetation erhalten blieb, wenn auf dem Acker geerntet wurde und wohin sich Tiere retten und zurückziehen konnten. Mit der zunehmenden Technisierung der Landwirtschaft, der Einführung mineralischer Dünger, chemischer Pflanzenschutzmittel, bester Saatgutreinigung, großräumiger Entwässerung und schwerem Gerät schwand die Vielfalt zusehens, insbesondere seit den 1950er Jahren. Die Äcker wurden einheitlicher, die Kulturpflanzen stehen dichter, die meisten Randstrukturen gingen verloren. Auch die Vielfalt der angebauten Feldfrüchte schwand. Dort, wo heute intensive Landwirtschaft betrieben wird, bietet der Acker nur noch wenigen robusten, nährstoffliebenden Pflanzen und den daran angepassten wenigen Tieren Lebensraum.