Für eine langfristige und fundierte Akzeptanz von Maßnahmen bei allen Beteiligten ist ein partnerschaftlicher Dialog zwischen Kirchengemeinde, Pächter*innen und Naturschutzexpert*innen entscheidend.
Zusätzliche Kooperationen mit Naturschutzverbänden und Fachleuten, fördern eine effektive Umsetzung des Vorhabens und die Vernetzung der Akteure. Dabei gilt es, gemeinsame Ziele zu formulieren, passende kommunale Wege zu gehen und geeignete Maßnahmen anzuwenden.
Welche Kommunikations- und Dialogmöglichkeiten gibt es? Wie kann ein Austausch über eine biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung aussehen?
Unbestritten wächst die Verantwortung der örtlichen Kirchengemeinden als Verpächter landwirtschaftlicher Nutzflächen und viele Gemeinden beginnen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Waren Landwirte früher oft Mitglieder des Kirchengemeinderates und brachten dadurch das nötige Knowhow direkt in das Gremium, kann es heute vorkommen, dass es sowohl beim Rat als auch bei den Pastor*innen an Wissen um die Herausforderungen der modernen Landwirtschaft fehlt.
Deshalb ist vielerorts eine erschwerte Kommunikation zwischen lokalen Kirchengemeinden und Landwirt*innen zu verzeichnen. Mehr denn je braucht es den Kontakt zwischen den Gemeinden und den Bauernfamilien bzw. den ansässigen landwirtschaftlichen Betrieben. Wo er abgebrochen ist, sollte er neu geknüpft werden. Kirchengemeinderäte sollten aktiv auf die Landwirt*innen zugehen und den Austausch suchen. Es gilt, im Dialog gemeinsam Ziele auszuloten, den angestrebten ökologischen Mehrwert aufzuzeigen sowie Unterstützung anzubieten, um eine gemeinschaftliche Umsetzung zu realisieren. Laden Sie „Ihre“ Pächter*innen doch einmal zum Gedankenaustausch ein – es lohnt sich bestimmt!
Der Kontakt zwischen Kirchengemeinden und ansässigen Bauernfamilien bzw. landwirtschaftlichen Betrieben ist in den letzten Jahrzehnten immer lockerer geworden und durch das Delegieren der Vertragsabschlüsse an die Kirchenverwaltungen in manchen Regionen ganz zum Erliegen gekommen. Regelmäßige Treffen kommen immer seltener zustande, da auf beiden Seiten kaum Berührungspunkte vorhanden sind.
Hier kann ein jährliches Pfarrhoffest den Kirchengemeinden zum einen die Möglichkeit geben, sich für Unterstützungsleistungen wie Hand- und Spanndienste oder Geldspenden zu bedanken. Zum anderen besteht auf solchen Festen aber auch die Möglichkeit, Kontakte zu Pächter*innen (wieder-) zu beleben oder neu zu schließen, ins Gespräch zu kommen und sich kennenzulernen. So ein Pfarrhoffest mit Kaffee und Kuchen, Spiel und Spaß für die ganze Familie, Musik, Gesprächen und vielleicht Tanz kann von beiden Seiten gemeinsam organisiert werden, es bedarf oft nur der Anregung und einer kleinen Arbeitsgruppe, die die Aufgaben delegiert.
Wo kann man besser über Bewirtschaftung von Acker, Wiese und Weide sprechen als direkt am Ort des Geschehens? In kleinem, informellem Rahmen lässt sich dabei besichtigen, was auf den verpachteten Flächen passiert, was eventuell Schwierigkeiten bereitet und wie der Umgang damit aussieht. Das macht Spaß, ermöglicht wirkliche Begegnung und schafft Verständnis füreinander.
Ob auf Seiten der Verpächterin oder Landnutzer*in: Schlagen Sie ein gemeinsames Treffen zur Feldbegehung vor.
Eine Kirchengemeinde als Abnehmerin zahlreicher Waren und Dienstleistungen sollte mit gutem Beispiel vorangehen, um z.B. beim Aushandeln höherer ökologischer Standards in den Pachtverträgen auch glaubwürdig zu sein. Es passt nicht, den Landwirt*innen teurere Tierwohlmaßnahmen abzuverlangen und dann beim gemeinsamen Kaffeetrinken die billigste Milch auf den Tisch zu stellen. Regional orientiert und ökologisch in Erscheinung zu treten, sollte für eine Kirchengemeinde selbstverständlich sein.
Ökologisches und nachhaltiges Energiemanagement und Gebäudeverwaltung werden bereits durch das Umweltbüro der Nordkirche angeregt und begleitet. Und auch beim Einkauf und Verbrauch haben die Kirchengemeinden viele Möglichkeiten, regional, sozial und umweltverträglich zu konsumieren – auch mit kleinem Geldbeutel. Das geht mittlerweile weit über den fair gehandelten Kaffee hinaus und kann sehr individuell von jedem Kirchengemeinderat umgesetzt werden.
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Das Verständnis von Landbewirtschaftung und die angemessene Berücksichtigung der Biodiversität als Teil der Schöpfung kann in einer noch relativ unverbindlichen Form als eine schriftlich gefasste Vereinbarung festgehalten werden. Diese könnte z. B. als Ergänzung zum Pachtvertrag von den Parteien unterzeichnet werden, ohne im juristischen Sinne fester Bestandteil des Vertrags zu sein.
Hand- und Spanndienste waren früher Naturaldienste zur Verminderung barer Gemeindeabgaben und wurden oft als besondere Last empfunden. Sie verpflichteten Gemeindebürger*innen zu körperlicher Arbeit oder Arbeit mit Zugtieren. In den Pachtverträgen der meisten Kirchen sind diese gemeinwohlorientierten Handlungen als Forderungen gegenüber den Pächter*innen oft noch vorhanden, meist in Form von Aufgaben bei der Friedhofspflege, beim Erhalt kirchlicher Grünflächen (z.B. rund um Kirchen und Pfarrhäuser) oder bei der Pflege von Wegen, Gewässern etc. Im Gegensatz zu früher sind die Umfänge dieser Dienste sehr überschaubar und gut zu schaffen. Bedeutend sind sie trotzdem: Pächter*innen bleiben im Kontakt mit den Kirchengemeinden, erhalten Einblicke in deren vielfältige Aufgabenbereiche und bekommen die Chance der Mitgestaltung. Das führt zu Dankbarkeit und Wertschätzung seitens der Kirchengemeinde und vermittelt ein anschauliches Bild von einem guten Miteinander in der Gemeinde.
Kasnevitz Dialog
„Gottes Land in Menschenhand“ - Dialogveranstaltung zur Verantwortung der Kirche für ihre landwirtschaftlichen Flächen auf Rügen.
Greifswalder Agrarinitiative
Die größten Landeigentümer*innen Greifswalds treten in Dialog für nachhaltigere Landwirtschaft
Leitbild Kirchengemeinde Kasnevitz
Eine Kirchgemeinde auf Rügen beschließt ein Leitbild für eine schöpfungsbewahrende Landwirtschaft.